Sonntag, 5. August 2007

Bald die erste Woche geschafft


2.August
Nach einer relativ kurzen, dafür aber erstaunlich erholsamen Nacht, sind Mirco (einer der Schweizer Dokotoranten) und ich nach Sardinilla auf die Plantage aufgebrochen. Natürlich gings nicht ganz so direkt, so dass wir erst zum STRI mußten, ein Auto ausleihen und mich offiziell anmelden. Dann einkaufen, man will ja schließlich nicht auf sein Bierchen auf der Projektfläche verzichten. Dann nach Gamboa, Pflanzen für Mircos Projekt abholen. Die Strecke war echt sowas von tropisch, mitten durch den Sekundärwald (also kein richtiger Regenwald mehr) und die Strecke gesäumt von riesigen Papageiblumensträuchern. Und dann natürlich der Kanal, durch den riesige Containerschiffe von Lotsen geführt werden.Ich denk mir ist erst da klar geworden, dass ich echt ziemlich weit weg von zu Hause bin.



Auch muß ich mich wohl in nächster Zeit von einigen gewohnten Luxus verabschieden. Das geht schon beim Gefühl, frisch geduscht zu sein los. Hier ist die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass man ungefähr 20 Sekunden nachdem man sich abgetrocknet und frische Sachen angezogen hat, wieder duschen könnte.
Und die "frischen" sind auch ziemlich schnell klamm. Hoffentlich schimmelt mir alles nicht zu schnell weg. Einige meiner Lieblingssachen werd ich nach Panama Stadt in die Wohnung der Doktoranten retten. Jedenfalls hoff ich dass sie damit gerettet sind ;o)
Das Leben hier in Sardinilla ist dann wirklich sehr, sehr einfach. Aber das Bett ist bequem und unter dem Moskitonetz ist es sogar fast gemütlich.



Nur ans kalte Wasser beim duschen muß ich mich noch gewöhnen. Ich bin doch so ein Warmduscher. Aber schlafen ist ja nur der eine Teil des Lebens hier.
Der zweite ist das Haus der Familie Montezza. Hier findet das ganze soziale Leben Stadt. Unter dem Dach des Bohitos im Garten wird gegessen, gefeiert, ausgeruht.
Und die Leute sind wirklich sehr sehr nett. Es ist etwas schwierig, dass ich kaum spanisch spreche. Ist mir wirklich unangenehm und so langsam packt mich etwas die Sorge, ob das nicht eine absolute Schnappsidee war, hierher zu kommen, ohne auch nur ein Wort der Sprache zu sprechen.
Allerdings machen mir viele hier Mut, dass ich es wohl schnell lernen Werde. Auf der Autofahrt zurück nach Panama hab ich dann auch schon die Zahlen von 1 bis 100 gelernt. Irgendwo muß man ja anfangen.
Ich bin tatsächlich am selben Tag die Strecke von 100 Kilometern gleich nochmal gefahren. Ich muß ja lernen, wie man hier mit Bus und Taxi zurecht kommt. Also sind Mirco und ich zurück in die Stadt, haben das Auto abgegeben, haben noch schnell die Dinge besorgt, die Mirco beim Einkaufen früher am Tag vergessen hatte und sind dann mit dem Bus nach Sardinilla. Das dauert so eine Stunde und ist ziemlich unereignisreich. Dafür kostet es auch nur 1,20 Dollar.
An dem Abend war ich ziemlich froh endlich ins Bett zu kommen. War doch etwas viel für den ersten Tag. Schlafen ging dann allerdings doch nicht ganz ohne Ohrenstöpsel. Frösche, die jaulen und die Grillen, das war doch etwas laut. Ach und meinen ersten Sonnenbrand hab ich auch schon. Die Sonne hier ist nicht zu unterschätzen. Selbst wenn sie sich hinter Wolken versteckt.

3. August
Moskitostiche sind fies. Ich hab die ganzen Füße zerstochen. Und leider bin ich auch etwas allergisch, so dass meine Füße etwas angeschwollen sind. Zum Glück gibts gutes
deustches Systral, dass ich mir wohl nochmal nachschicken lassen muß.
Nach dem Frühstück bin ich dann mal ins Feld und hab mir alles zeigen lassen. Zum Glück ist das Gelände nicht so groß, dass man schon vorher keine Lust hat, überhaupt erst anzufangen. Aber ein Spaziergang wirds auch nicht. Wenn laufen schon zu anstengend ist und einem der Schweiß schon läuft nur weil man rumsteht, wie wird das dann erst, wenn ich da mit Ausrüstung und literweise Wasser die 60 Bäume abschaffen muß? Nu ja, muß ja sein und ist ja auch zeitlich begrenzt ;o)
Natürlich bin ich nicht ganz allein im Feld rum. Zuerst hat mich Norbert, Doktorant aus Göttingen, ein Stück auf seiner Route mitgenommen und anschließend bin ich mit Milixa
gelaufen. Melixa ist eine der Studenten, die die Probennahme seit Simones (Doktorantin aus Mainz, die die ganze Istallationen für die Messungen gemacht hat) Abreise gemacht
haben. Theoretisch hab ich ja gewußt,wie ich was machen muß. Ist aber immer gut, das nochmal in der Praxis zu sehen. Leider spricht sie kaum Englisch und ich hab schon
wieder einen Grund mehr, mich total über meine Spanischunfähigkeit zu ärgern.
Leider weiß ich jetzt auch, was Regenzeit bedeutet. Gegen 11 Uhr hat es ziemlich arg angefangen zu schütten und bis Abends nicht mehr aufgehört. Allerdings hab ich bisher
noch Glück. Die anderen Tage waren wettermäßig echt human. Bei leichtem Wind gewöhnt man sich deutlich schneller an die über 30 Grad und gefühlte 90% Luftfeuchtigkeit.
Am Abend hatte ich dann aber noch eine Lektion ins Sachen lateinamerikanischer Lebensart. Um Marcs (noch ein Doktorant aus der Schweiz) Geburtstag zu feiern, kam die halbe
Nachbarschaft zusammen. Im geschmückten Bohio wurde in drei Sprachen zum Geburtstag gesungen, beschenkt und richtig typisch und superlustig die Pinata gekillt.
Was zum merken für die Zukunft ist wohl, dass man Großväter (in diesem Fall in Form vom Rum Abuelo (=Großvater)) nicht zu unterschätzen sind. Lecker, aber schwer
Kopfschmerzenverdächtig.
Alles, was ich über das Leben hier schreiben könnte, würde nach mitteleuropäischer Arroganz und vielleicht auch einem Tropfen Ignoranz klingen. Deshalb schreib ich es mal so:
Das Leben hier ist einfach, aber mir sind noch nie so viele in der Grundstimmung fröhliche und freundliche Menschen begegnet.
Superlustig ist, dass man eh man sich versieht Merenge und Salsa tanzt, ohne auch nur die "Let's Dance" DVD da zu haben. Eine Warnung and die daheimgebliebenen: Ich bin auf
den Geschmack gekommen und hab laut panamenischer Aussage sogar etwas Talent ;o)
Aber an eins gewöhn ich mich hier bestimmt nicht: Dass man Wasserhähne und Türen in die andere Richtung abschließen muß.

4. August
Es ist so viel passiert in den letzten Tagen, dass ich kaum glauben kann, dass erst zwei Tage vorbei sind. So langsam wird mir klar, wie lang eigentlich drei Monate sind.
Vielleicht wird es ja etwas besser, wenn ich hier Routine und einen festen Tagesablauf habe, aber im Moment ist es ganz schön schwer an zu Hause zu denken. Zum Glück gibts
Telefon. Hier in der Form eines Handys, welches man durch den Garten oder die Plantage trägt und auf Empfang hofft. Dafür klingts dann so, als wäre man nicht 8000 Kilometer
gereist, sondern nur eben im anderen Dorf.
Machts auch nicht leichter, ist aber schön zu wissen, dass daheim alles ok ist.
Richtig elend ist, dass ich egal wann ich ins Bett gehe, um sechs Uhr hellwach bin. Liegt wahrscheinlich am Jet Lag, aber doof ist es trotzdem.

In Panama sind zwei Sportarten ganz groß: 1. Baseball. Stadien gibts in jeder Stadt und Nachrichten über Transfers und Spielergebnisse in jeder Nachrichtensendung. 2. Rodeo.
In Panama Stadt wurden gestern die Landesmeisterschaften ausgetragen. Da treten die Provinzen gegeneinander an und beweisen ihr Geschick zu Pferd in Disziplinen, wie
"Kalb umschmeißen und ihm die Beine zusammenbinden", "Kalb mit Lazzo einfangen" und für die Damen "Distanz bewältigen und dabei immer unter dem Bauch des Pferdes durch".
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Regeln richtig verstanden hab, aber es war ein riesen Spaktakel.
Natürlich erscheint der echte Fan auch in entsprechender Kleidung. Beim Cowboyhut angefangen, über karriertes Hemd und Stiefel. Klar kamen wir uns echt underdressed vor.
Auch wenns echt lustig war, bin ich fast im sitzen eingeschlafen. Die wenigen Stunden Schlaf rächen sich eben doch irgendwann. Zum Glück sind wir nicht allzu lang geblieben.



5. August
Sonntag. Und Sonntage sind gemacht wurden, damit man mal ausschlafen kann. Und das hab ich gaten. Was im Auto auf der Rückfahrt vom Rodeo angefangen wurde, hab ich bis in die
frühen Mittagsstunden fortgesetzt. Wobei ich den Rest des Tages auch nicht viel mehr gemacht habe, als im Bohio in der Hängematte zu schaukeln. War einfach mal nötig. Und wer weiß,
wann ich das wieder haben kann.
Seit ein paar Studen bin ich jetzt wieder in Panama Stadt, in der Wohnung der Doktoranten. Hier gibts Internet und warmes Wasser. Und ich bin schon wieder müde... son Jet Lag ist einfach Mist. ;o)

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Jule,

welch ein ausführlicher Bericht Deiner ersten Woche :-)
Ich freu mich schon auf Bilder.

Gut schwitz ;->
oho

P.S. Ich habe übrigens mal Dein Blog bei mir verlinkt.

Anonym hat gesagt…

Hallo Jule,

schön, dass Du Fotos hochgeladen hast. Aber mal ehrlich: Unter dem Moskitonetz mag es ja vielleicht gemütlich sein. Aber die Ecke der Zimmerdecke lebt, oder? :-D

VG
oho

Unknown hat gesagt…

Ich glaube, bei der Luftfeuchtigkeit da ist Schimmel eigentlich vorprogrammiert und auch gar nicht zu verhindern...

Julez hat gesagt…

Das ist kein Schimmel, das ist Fledermausdreck. Die ziehen hier unter die Daecher immer so Platten noch rein. Und zwischen Dach und Platten nistet sich dann allerhand Viehzeug ein...
Naja, kann man nix machen. ;o)

Anonym hat gesagt…

Fledermausdreck? *würg* Ich weiß ja nicht, aber ich glaube da wäre mir Schimmel dann wohl doch lieber ;-)